Hundezucht

Woran erkennt man einen seriösen Züchter?

Genau diese Frage hatten wir uns ebenfalls gestellt, als wir als absolute Laien auf der Suche nach einem Lagotto Romagnolo waren. Mittlerweile sind wir etwas erfahrener und geben hier gerne ein paar Gedanken dazu weiter.

Das Züchten von Hunden ist nach § 11 Abs. 5 des Tierschutzgesetzes genehmigungspflichtig. Diese wird vom zuständigen Veterinäramt erteilt. Wenn man als Welpeninteressent darauf achtet, daß der Züchter darüberhinaus Mitglied in einem Verband ist, dessen Zuchtvorgaben im Internet einsehbar sind. Wenn man die Zuchtstätte besuchen kann, der Züchter die Originalpapiere und die Originaluntersuchungsergebnisse vom Tierarzt und dem Labor präsentieren kann, die Zuchtstätte einen guten und sauberen Eindruck macht und man nicht nur den Welpen sondern auch eine gesunde Mutterhündin zu sehen bekommt, dann kann man sich schon ziemlich sicher sein einen seriösen Züchter vor sich zu haben, auch wenn es sich nicht um ein VDH-Mitglied handelt. Von uns bekommen Sie die Welpen 8-9 Wochen nach der Geburt, vom Tierarzt untersucht, geimpft, gechipt, mehrfach entwurmt und mit einer Ahnentafel vom DRC-eV.

Warum wir züchten

Wir hatten 2016, direkt nach unserer Entscheidung unser Familienleben mit einem Hund zu teilen, die Überlegung uns einen der vielen Hunde aus dem Tierheim zu holen. Das wäre unserer sozialen Einstellung grundsätzlich nahe gekommen.

Wir haben uns damals bewußt dagegen entschieden, da wir absolut keine Vorerfahrungen mit Hundehaltung hatten und von unseren routinierten Hundehalternachbarn die Probleme mit deren „Mischling“ aus Griechenland mitbekamen.

Wir wußten, ein Hund entwickelt sich zu einem vollwertigen Familienmitglied. Unser Ziel war es daher, einen Hund zu finden, dessen Charakter wir weitgehend einschätzen können und den wir als Welpe bereits früh zu uns aufnehmen konnten. So war vermeidbar, daß er bereits im Vorfeld traumatische Erlebnisse hatte, mit denen wir als Anfänger nicht klar gekommen wären.

Aus diesen Vorüberlegungen haben wir uns eine Züchterin gesucht, die wir vorab mehrfach besuchen durften und zu der wir dadurch soviel Vertrauten aufbauen konnten, daß wir uns dort gut und umfassend beraten fühlten. Wir haben es nicht bereut und würden gerne die Sicherheit, die uns vermittelt wurde auch an die künftigen Halter unserer Welpen weitergeben.

Zuchtziel

Wir wollen in erster Linie gesunde, wesensfeste Hunde mit einem freundlichen Charakter züchten. Daher haben wir unter anderem das Interesse die typischen Hundeleiden Hüftfehlstellungen (HD) / Ellenbogenfehlstellungen (ED) möglichst gering zu halten. Ebenso wollen wir typische Lagotto-Erbkrankheiten (LSD, JE, Furnishing) ausschliessen. Zudem haben Hunde (wie Menschen) mit fortschreitendem Alter gerne den „grauen Star“ (Katarakt). Wann und ob dieser auftritt ist Veranlagung. Daher haben wir unsere Cleo vorab beim Tierarzt auf Herz und Nieren testen lassen. Sie wurde umfangreich geröntgt, bekam für die Erbgutanalyse Blut abgenommen und ihre Augen wurden untersucht. Die Beurteilungen und Testergebnisse sowie deren Interpretation finden sich unter „Cleos Daten“.

Unter vorgenannten Kürzeln versteht man folgende Krankheiten:

LSD = „Lysomale Speicher Defekt“. Kommt nur bei Lagotto Romagnolo vor und ist eine Erbkrankheit, die den Stoffwechsel der Tiere betrifft. Die Krankheit äußert sich beim Lagotto Romagnolo zwischen dem 4. Monat und dem 4. Lebensjahr. Der Hund zeigt unterschiedliche Ausprägungen der Krankheit. Das Spektrum reicht von abnormen Augenbewegungen, veränderten Charakterzügen wie Aggression, Depression, Unruhe, Ungeschicklichkeit über Schwellungen, Gewebeveränderungen bis zu Veränderungen an Nervenzellen. Das wünscht man keinem Hund daher – Gentest!

JE = Juvenile Epilepsie. Ebenfalls eine Lagotto Romagnolo spezifische Erbkrankheit. Die JE zeigt sich bereits bei sehr jungen Lagottos durch Zittern, unsicheres Gehen, Laufunfähigkeit und spastische Lähmungen. Die Krankheit sieht man einem Hund nicht an, weil sie in unregelmäßigen Abständen in Erscheinung tritt, daher ist hier der Gentest ebenfalls zwingend notwendig.

NAD = Neuroaxonale Dystrophie. Diese Erbkrankheit betrifft nicht nur Lagotto Romagnolos sondern auch andere Wasserhunde, sowie Rottweiler… Sie führt noch vor der Geburt, zu Symptomen wie Lähmungen, Gelenkversteifungen oder zu einer Unterentwicklung der Lunge. Die Welpen sterben in der Regel kurz nach der Geburt. Die Erkrankung ist aufgrund der Unterschiedlichkeit der Symptome schwer zu diagnostizieren. Daher ist ein Gentest sinnvoll, aber in Hundeverbänden nicht vorgeschrieben.

Furnishing = Rauhaar-Gen. Das Furnishing betrifft die „Lockigkeit des Fells“. D.h: Es gibt Hunde mit gelocktem Fell, die aber Träger der Geninformation für „Glatthaar“ sind. Verpaart man nun zwei gelockte Hunde, die beide unbemerkt das Glatthaargen mit sich tragen, können Nachkommen mit glatten Haaren entstehen. Um dies zu vermeiden, sollte zumindest einer der beiden Partner kein „Glatthaarvererber“ sein.

Beim Thema „Furnishing“ unterhält man sich bereits über eine optische Qualität, die mit „Gesundheit“ nicht viel zu tun hat, wohl aber mit dem „Rassestandard“.

Hundeverbände FCI und VDH

In diesem Zusammenhang kommen nun die Hundeverbände ins Spiel.

Es gibt den internationalen Dachverband FCI (Fédération Cynologique Internationale), der sich wiederum in jedem Land ausschließlich einen nationalen Mitgliedsverband ausgewählt hat. Dieser nationale Hundeverband selbst fungiert wiederum als Dachverband für die nationalen Rassehundeverbände.

In Deutschland heißt der vom FCI ausgewählte Dachverband VDH (Verband für das deutsche Hundewesen). Unter diesem Dachverband finden sich dann die einzelnen Rassehundevereine und Zuchtverbände. Für Lagottos z.B: der „Lagotto Romagnolo Wasserhunde Deutschland e.V.“

Die Organisationsstruktur des FCI und VDH hat einige Vorteile für Züchter und Interessenten:

Es gibt durch Fachleute vereinbarte, gemeinsame und umfassende Richtlinien, die zudem für jedes Mitglied überprüft werden. Der Verband prüft die Zuchtstätten, die Züchter, die Hunde, die Würfe, die Ahnentafeln, die Gesundheit der zur Zucht zugelassenen Hunde… Der Verband erteilt die Erlaubnis für die Zucht mit einem Hund und für die Verpaarung zweier Hunde. Alles wird dokumentiert und archiviert.

Alle Richtlinien sind schriftlich fixiert, transparent und einsehbar. Das schafft ein Grundvertrauen vor allem von einem unerfahrenen Welpeninteressenten zu einem unbekannten Züchter. Genau aus diesem Grund haben wir unsere Cleo aus einer Zuchtstätte, die Mitglied im VDH ist gekauft. Daher hat sie auch eine Ahnentafel vom VDH.

DRC e.V.

Trotzdem haben wir uns aus unterschiedlichen Gründen gegen eine Mitgliedschaft im VDH und für eine Mitgliedschaft im DRC e.V. (Deutscher Rassehunde Club) entschieden. Dafür haben wir mehrere Gründe, die wir hier nicht weiter ausführen, aber gerne auf Nachfrage erklären.

Fakt ist, daß viele Zuchtverbände (auch der DRC) nach FCI und VDH Richtlinien züchten und die oben genannten Kontrollen genauso akribisch durchführen. Fakt ist auch, daß Tierärzte und Labors nicht exklusiv für den VDH arbeiten. D.h: Auf die ermittelten und überprüften Daten auf dem Originalschriftstück kann man sich beim VDH wie bei jedem anderen Hundeverband verlassen. Das Labor, das zu 90% die Blutuntersuchungen und Genanalysen in Deutschland durchführt heißt Laboklin und arbeitet für alle Hundeverbände.